Das ist nicht lila, das ist violett...

Farbwahrnehmung ist nicht nur eine sensorische Wahrnehmung im Auge, sondern hängt auch mit dem Sprachgebrauch und dem Gemütszustand der jeweiligen Person zusammen.

Das relativ komplexe und umfangreiche Thema wird in einem Artikel von Dr. Michael Gerharz sehr gut zusammengefasst. Er weist in seinem Text auf den vielzitierten Test von Jules Davidoff hin, der diesen mit den Himba in Namibia gemacht hat. Bei diesem Test wurde ihnen ein Kreis mit einigen grünen und einem blauen Kästchen gezeigt. Auf die Frage welches Kästchen eine andere Farbe hat, konnten sie nur sehr schwer bis gar nicht antworten. Hingegen konnten sie in einem Farbkreis in dem alle Kästchen grün waren und nur eines minimal heller war, unmittelbar die andere Farbe identifizieren.

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Aber womit hängt das zusammen? Man hat herausgefunden, dass es daran liegt, dass es in der Sprache der Himba den Begriff "Blau" nicht gibt und darum auch nicht als andere Farbe identifizierbar war. Auf der anderen Seite gibt es bei den Himba für die verschiedenen Grüntöne unterschiedliche Farbnamen, so dass ein Unterschied sofort wahrgenommen wurde. Das es sich um erlerntes Verhalten handelt, hat man damit überprüft, in dem man kleinen Kindern die gleichen Farbkreise gezeigt hat. Und sie konnten auch das blaue Kästchen sofort identifizieren. Es handelt sich also nicht um eine physiologisch begründete Farbfehlsichtigkeit.

Was heißt das nun für die Kommunikation von Farben? Es zeigt sehr deutlich wie wichtig die Art und Weise der Kommunikation ist - überall dort wo Farbziele beziehungsweise Farbvorlagen weitergegeben werden müssen.

Sicherlich gibt es zur "neutralen und objektiven" Kommunikation von Farben Lab-Werte, die mittels eines Spektralphotometers ermittelt werden, aber das alleine kann recht trügerisch sein. Es kommt vor allem auf die richtige Verzahnung der einzelnen Teilnehmer in der "Supply Chain" an. Und da stelle ich immer wieder fest, dass oft Kreativagenturen und Marketing / Brand Management der jeweiligen Markenartikler nicht richtig oder gar nicht in den Workflow eingebunden sind.

Und alles was am Anfang nicht richtig und eindeutig kommuniziert wird, führt in dem Prozess zu Missinterpretationen und Unzufriedenheiten.

📎Wie gestalten Sie diesen Prozess in Ihrem Workflow?

Über einen interessanten Austausch würde ich mich freuen.

Quelle: Dr. Michael Gerharz (Wie wir Farben wahrnehmen - The Art of Communicating (michaelgerharz.com)

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